Es gibt diese Zeiten, in denen es schwer ist weiterzugehen. Die Zeiten, in denen wir nicht verstehen können, warum manches passiert und uns fragen, wo Gott in dem Allen eigentlich ist. Wenn alles um mich und in mir stürmt und ich nicht sicher bin, wie ich die Kraft aufbringen soll, trotzdem weiter zu laufen, dann braucht es gute Werkzeuge, die mir helfen dranzubleiben und nicht aufzugeben. 

Oft tendieren wir dazu, im Nachhinein von den Siegen zu erzählen, die wir feiern. Wir erzählen erst viel später von der Krise, in der wir waren – und davon, wie wir wieder herausgekommen sind. Macht ja auch irgendwie Sinn. Denn später, wenn wir zurücksehen, fällt es uns oft leichter zu sehen, wo Gott war und wie Er uns geholfen hat. Und wir erinnern uns daran, warum wir festgehalten haben. Außerdem ist es leichter, erst dann über die Dinge zu sprechen, die uns in der Krise aufgewühlt haben, wenn sie Vergangenheit wurden. Denn selbst dann ist es manchmal noch schwer Worte zu finden. Und ich versteh es! Ich versteh es so gut! Weil es schwer genug ist auszuhalten, wenn es hart wird. Da scheinen Worte nur noch anstrengender zu sein. Und dann gibt es ja noch die Momente, in denen wir eh nicht wissen, wie wir das erklären oder beschreiben sollen, was wir selbst nicht verstehen. Also bleiben wir bei dem „danach“. Bei dem Erzählen unserer Siege und feiern, dass wir rausgekommen sind, überwunden haben. Und reflektieren das, was wir in der Zeit alles gelernt haben. Daran ist nichts verwerflich, nichts falsch! Überhaupt nicht! Es ist wichtig, dass wir Siege feiern und uns daran erinnern, was Gott getan hat als wir nicht wussten, was als nächstes passieren würde.

Aber was ist mit dem „währenddessen“? Was ist mit dem „mitten im Sturm“? 

Mein 2019 ist eine interessante Reise. Und mir ist bewusst, dass das Jahr noch nicht vorbei ist. Während manche schon darüber in Panik verfallen, dass ein Jahrzehnt zu Ende geht und die Welt ermutigen, noch schnell Risiken einzugehen und mutig zu sein, denke ich mir: was für ein Schwachsinn! Wenn ich nur am Ende eines Jahres mutig bin, um an Neujahr etwas vorweisen zu können, wenn ich nur Schritte wage, weil ein Jahrzehnt zu Ende geht und ich einen Grund brauche, um endlich Veränderung zu erleben, dann sollte ich meine Motivation hinterfragen. 

In den vergangenen Monaten habe ich manchmal gedacht, dass das Tal nicht enden wird. Ich hatte keine Ahnung, wie es weitergeht und was mich hinter der nächsten Kurve erwartet. Ich habe nichts von dem, was kommen würde, gesehen, und das hat mir oft Angst gemacht. Ich habe erlebt, wie tief Dinge verwurzelt sind, als sie dann schließlich ans Licht kamen, und dass damit nicht unbedingt sofort ein Durchbruch einhergeht. Manchmal musste ich warten. Und aushalten. Das ist heute noch immer so. Sind die Stürme vorbei? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Manchmal schon. Dann weiß ich, dass ich aus einem Tal raus bin und es weitergeht. Das sind die Momente, in denen ich wieder neu Hoffnung mitnehme und mich über den Prozess von Veränderung freue. Die Momente, in denen ich Siege erkenne und sie feiern will. Und dann kommt von irgendwo doch wieder unerwartet die Breitseite. Konflikte, Krankheiten, Menschen um mich herum sterben, Angst macht sich breit und scheinbar kommt immer wieder eine neue Baustelle, noch bevor ich aus der anderen überhaupt raus bin. In all dem ist die Spannung dabei schwer auszuhalten. Die Spannung zwischen dem, was wir in dieser Welt erleben, und dem, was wir glauben. Fühle ich in all diesen Herausforderungen immer, dass Gott da ist, dass Er sich um alles kümmert? Nein. Will ich trotzdem an dem festhalten, was Sein Wort sagt? Ja.

Vielleicht bist du gerade in so einem Sturm. Vielleicht weißt du nicht, wie es weitergeht, was dich als nächstes erwartet. Vielleicht hast du auch schon Angst vor der nächsten Breitseite, die dich aus dem Nichts umhaut. Ich erzähle dir von den Dingen, die mir wichtig sind und die mir helfen in diesen Zeiten. Helfen – und geholfen haben.

  • Sei ehrlich

Manchmal denken wir, dass wir Gott nicht vorwerfen dürfen, was wir fühlen. Dass wir Ihm nicht sagen können, was wir wirklich empfinden. Wut und Trauer über das, was Er zugelassen hat und die Frage, wo Er war? Sag’s Ihm: All das ist erlaubt! Sag Ihm, was zu empfindest, sag Ihm, was du nicht verstehst. Er hält das aus. Mehr noch – ich bin davon überzeugt, dass Er sich genau diese Ehrlichkeit wünscht. Kein frommes Gerede, kein oberflächliches Beten – sag Ihm, was du denkst und fühlst, was du nicht verstehst, und stell Ihm deine Fragen! Und dann warte, was passiert. Ich glaube, das Beste, das wir in Stürmen tun können ist, Gott zu suchen, Zeit mit Ihm zu verbringen und Sein Wort zu lesen, uns mit Seinen Wahrheiten zu füllen und mit Ihm zusammen zu sein. Gott sehnt sich nach Beziehung zu uns. Er hat uns für Beziehung geschaffen. Ich habe vor kurzem noch eine Predigt darüber gehört, wie sehr Gottes Herz sich nach unserem Herzen sehnt. Und ich glaube gerade in den stürmischen Zeiten unseres Lebens ist es so wichtig, Zeit mit diesem Gott zu verbringen und unser Herz nah an Seinem Herzen zu haben.

  • Füll dein Herz mit Wahrheiten

Wenn meine Seele aufgewühlt ist, der Sturm um mich herum zu toben scheint und Gefühle und Umstände so real erscheinen, dann fülle ich mein Herz bewusst mit dem, was wahr ist. Wenn mir die Worte fehlen und ich nicht ausdrücken kann, was in mir passiert, dann mache ich eine der Playlisten an, die ich für solche Momente erstellt habe. Sie ist gefüllt mit Liedern, die meine Gebete so viel besser ausdrücken, als ich es je könnte, die mir helfen mein Herz vor Gott zu bringen und die davon erzählen, was wahr ist. Und dann erinnere ich meine Seele wieder daran, wie ich meine Kämpfe kämpfen will, dass Er seine Versprechen hält, dass Er größer ist und in jeder Situation gut ist, gut war und gut bleiben wird. Auch, wenn sich das nicht immer so anfühlt, will ich meine Seele daran erinnern, dass ich das glaube. Musik ist ein Ventil, etwas, mit dem sich meine Seele und mein Geist verbinden können. Sie füllt den Raum und die Atmosphäre um mich und hilft mir ruhig zu werden. Das funktioniert auch mit Bibelversen, die mich daran erinnern, worauf ich bauen will. 

  • Bau dir ein Netzwerk

Wir Menschen sind nicht als Einzelkämpfer geschaffen worden, sondern für Beziehung. Wir brauchen einander, um füreinander da zu sein, uns gegenseitig zu ermutigen, gemeinsam Siege zu feiern und Verluste zu betrauern. Wir brauchen Menschen, die mittragen, wenn es schwierig wird. Die für uns beten. Und wir brauchen Menschen, bei denen wir ehrlich sein dürfen. 

Meine Erfahrung ist, dass Verletzungen nur schlimmer werden, wenn wir sie verstecken. Probleme, die im Dunkeln bleiben, können dort wachsen und werden immer größer. Aber wenn wir sie ins Licht bringen, dann werden sie kleiner und verlieren an Macht und Raum. Jemand hat mal gesagt: „Du bist nur so krank wie deine Geheimnisse, die du versteckst. Also nimm deine Maske ab, hör auf zu versuchen perfekt zu sein und geh weiter in Richtung Freiheit.“

Ist es leicht Verletzungen, Ängste und Herausforderungen mit Menschen zu teilen? Nein! Nehme ich Sprachnachrichten manchmal fünfmal auf, bevor ich sie abschicke? Ja! (Ich will gar nicht wissen wie viel Lebenszeit ich dabei schon verschwendet habe!!)

Überlege ich mir vorher ob ich eine Mail wirklich abschicken und darin erzählen will, womit ich gerade kämpfe? Ja!! – und hinterher überlege ich immer noch, ob das eine gute Idee war.

Es ist nie leicht, sich verletzlich zu machen und die Masken abzunehmen. Dinge ans Licht zu bringen, auszusprechen, welche Kämpfe wir kämpfen, macht keinen Spaß (sorry, ist halt so!) – aber es ist so, so wichtig! Was ans Licht kommt, kann selbst Licht werden! Und es nimmt den Lügen und der Angst so viel Macht! Suche dir eine kleine Gruppe von Menschen, bei denen du SEIN kannst. Wo du sagen darfst was mit dir und in dir passiert und was du brauchst, ohne dass du Angst haben musst, dafür verurteilt oder abgelehnt zu werden. 

Bleibt es auch bei den tollsten Freunden ein Risiko sich verletzlich zu machen und die Masken fallen zu lassen? Ja, aber das ist es wert!! Wir sind für Beziehungen geschaffen!

Suche dir Menschen, die für dich beten, die auch dann für dich beten, wenn dir Kraft und Worte fehlen, wenn du sprachlos bist. Such dir Menschen, die dir zuhören und die das, was du teilst, aushalten und mittragen. Das ist so wertvoll! 

Manche Dinge werden sich auf dieser Erde nie lösen. Wir werden nicht alles verstehen, wir werden nicht immer sehen, wo Gott in dem jeweiligen Moment war. Und selbst dann, wenn Dinge vor Jahren überwunden schienen, heißt das nicht, dass Stolpern unmöglich ist. (Richtig ermutigend, ich weiß!)

Ich weiß, dass wir vor allem in den schweren Zeiten wachsen und gerade dort viel Segen und Heilung erleben. Manchmal nervt das! Und auch das gehört zu dieser Spannung, die ich lernen muss auszuhalten. 

Ich sehe immer noch nicht, wie sich manches entwickeln wird, habe keine Antwort auf Fragen, die ich so gern beantwortet wüsste. Und manchmal dauert mir das alles viel zu lange. Aber dann fällt mir wieder ein, dass Stehenbleiben keine Option ist. Ich will da wo ich bin nicht stehenbleiben, nur weil ich Angst habe vor dem, was kommt. Ich will noch viel mehr von der Freiheit erleben, zu der Gott uns berufen hat. Stehenbleiben geht also nicht. Das. Ist. Keine. Option. 

Und ich bin davon überzeugt, dass unser Leben Geschichte(n) schreibt. Dass jeder von uns Geschichten hat, die erzählt werden sollten, weil sie andere ermutigen und ihnen zeigen: ich bin nicht alleine! Nicht erst dann, wenn die Wunde verheilt ist, sondern auch dann, wenn das Ende noch nicht passiert ist und noch nicht erzählt werden kann. Ich will darauf vertrauen, dass Gott das Schwere und Traurige nutzen wird, um es zu etwas Gutem werden zu lassen. Der Sturm hat nicht das letzte Wort! Und irgendwie will ich auch erwarten, dass der Sturm, wenn er dann geht, das mitnimmt, das nicht zu mir gehört. Dass er, wenn er weiterzieht, das mit sich nimmt, was nicht bleiben soll. Wie cool wäre es, wenn ich am Ende des Sturms nicht nur in der plötzlichen Ruhe durchatmen kann, sondern mich umblicke und sehe, dass der Sturm all das mitgenommen hat, was mich daran gehindert hat weiterzugehen und in die Bestimmung und in die Freiheit reinzuwachsen, die Gott für mich bereithält.

Also entscheide ich mich weiterzugehen und darauf zu vertrauen, dass Gott weiß, was er tut, dass Sein Wort bleibt und dass Er hält, was Er verspricht. 

Und ich wünsche dir, dass du das in den Momenten, in denen es schwer ist, auch schaffst.

Rebekka

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