In den vergangenen Wochen wurde ich mehrfach gefragt wieso ich als Single „so glücklich bin und das Leben als Single so sehr liebe“. Und wie man das auch erreichen kann? Also quasi: wie kann ich meinen Fokus ändern, und lernen das Alleinsein auszuhalten (oder sogar zu genießen), während ich doch eigentlich nichts außer einer Partnerschaft will?
Ich habe einige Tage darüber nachgedacht, und dachte es wird Zeit für einen neuen Blogartikel.

Zunächst einmal direkt vorneweg: Ich bin nicht immer glücklich in meinem Leben – oder besonders in meinem Leben als Single, um das es hier jetzt ja im Besonderen geht. Und ich liebe es auch nicht immer. Manchmal ist das Leben als Single ziemlich beschissen, was übrigens auch mein direkter Einstieg in mein Buch ist. Es macht nicht immer Spaß, und es ist nicht immer nur ein Leben in rosa Single- Wolken, voller fröhlicher Vorteile. Auch bei mir nicht!
Ich weiß wie schlimm sich Einsamkeit anfühlen kann und wie verunsichernd es ist, wenn um dich herum scheinbar jeder den Mann oder die Frau fürs Leben findet. Die tun ja meistens nicht mal was dafür: sie atmen, und schwupp ist er da! Ziemlich unfair, oder?! Wahrscheinlich waren sie in dem Moment auch völlig verstrubbelt im Supermarkt, in Jogginghose, und wollten nur schnell noch Joghurt kaufen – und es war Liebe auf den ersten Blick. Ist ja irgendwie immer so… Mir ist das noch nicht passiert. Aber vielleicht laufe ich zu selten in Jogginghose durch den Supermarkt. Und dann sind da noch die Freundinnen, die seit Jahren betonen, dass sie keinen Freund brauchen. Sie wollen keinen Mann, sie suchen keinen Mann. Und trotzdem fliegt er ihnen zu. Und dann sagen sie dir so schlaue Sachen wie: „Du musst aufhören zu suchen! Sei nicht so verbissen. Du musst es loslassen und aufhören. Dann kommt er von ganz allein!“ Okay, ich lass das also los, tu so als würden mich Männer nicht mehr interessieren und auf dem Höhepunkt meiner Ignoranz kommt er dann- aber dann muss ich schnell genug wieder offen genug sein, sonst ist er wieder weg bevor wir uns richtig kennenlernen konnten.

Ich verstehe wie unfair sich das anfühlt. Und es ist ungerecht, dass andere das so lockerflockig hinkriegen, und du selbst mit einem Masterplan und viel gutem Willen, Beten und hoffen immer noch niemanden getroffen hast, mit dem du dein Leben verbringen willst. Oder er mit dir.

Ich kann dir kein Patentrezept nennen, weil ich mir ziemlich sicher bin, dass es keines gibt. Aber ich kann dir sagen was ich bisher gelernt habe, und vielleicht hilft es dir auch:

1. Wahrnehmen und Aushalten
Ich glaube, dass es zuallererst wichtig ist, dass du deine Gefühle wahrnimmst. Die guten wie die schlechten. Ohne sie direkt zu verurteilen, ohne sie zu bewerten, schlecht zu reden oder vielleicht auch zu ignorieren. Es ist okay! Es ist okay, dass du traurig bist, dass du wütend bist oder verzweifelt, weil du nicht mehr weißt, ob sich an deiner Situation jemals was ändern wird. Gesteh dir selbst zu, dass all diese Gefühle da sind. Und es ist okay! Ich finde eine der schwersten Sachen ist genau das auszuhalten. Wer will sich schon einsam, traurig, wütend oder schlecht fühlen? Ja, du wünschst dir etwas anderes, und das ist okay! Warum ich Aushalten so wichtig finde? Weil ich nur so dadurch gehen kann. Weil ich nur dann keine faulen Kompromisse eingehe. Eine kurze Affäre, ein One- Night- Stand, Ablenkung durch Netflix, Instagram und Co oder eine Beziehung zu jemandem, der mir nicht guttut, werden nicht helfen! All das füllt den Mangel in mir nicht aus! Nix gegen Netflix – ich kann dir ein paar gute Serien empfehlen – mir geht es eher darum deine Seele nicht abstumpfen zu lassen, weil du den Schmerz in dir nicht mehr erträgst.
Ich glaube sowieso, dass es solche und solche Phasen gibt. Und mal ist es leichter und mal schwerer – und auch das gilt es auszuhalten. Die Momente, in denen du das Gefühl hast es zerreißt dich innerlich ebenso wie die Momente in denen du vor Glück platzen könntest – auch das soll es ja bei Singles geben;).

2. An Gott abgeben
Der zweite Punkt, von dem ich gelernt habe wie wichtig er ist: immer wieder mit Gott besprechen und ihm die Dinge überlassen. Ich habe es nicht in der Hand. Und ich vertraue darauf, dass sein Plan für mich gut ist. Ich vertraue darauf, dass sein Wort wahr ist, dass es stimmt. Das bedeutet auch, dass ich darauf vertraue, dass er mich sieht. Gott sieht mich oder dich nicht an und sagt „Stell dich nicht so an!“ und er sagt auch nicht „Bete ein bisschen mehr, dann schenke ich dir was dein Herz sich wünscht!“ Single zu sein ist auch keine Strafe von Gott für irgendetwas, das du falsch gemacht hast! Er sieht dich! Er geht mit dir!
Meine Wünsche an Gott abzugeben heißt nicht, dass ich immer Antwort bekommen werde. Aber ich weiß, dass er mit-fühlt, mit-weint und vor allem mit mir aushält. Und das tröstet mich. Er macht meine Gefühle nicht klein, er ist nicht genervt oder überfordert.

3. Mit Menschen teilen
Was mir außerdem hilft ist, meine Gefühle und Situation mit Menschen zu teilen. Das können enge Freunde sein, das kann eine Seelsorgerin sein – du könntest aber auch nach einer Gruppe von Menschen suchen, die in einer ähnlichen Situation wie du ist und die dich versteht, begleitet und wo du das was du sagst und teilst einfach stehen lassen kannst. Das können geschützte Selbsthilfegruppen sein, Single-Treffs und vieles mehr. Ich lerne im Moment immer mehr mit meinen Freunden zu reden. Zu teilen was ich empfinde, zu erzählen wie es mir geht. Das betrifft nicht allein das Thema Single-Sein. Sich verletzlich zu machen bedeutet immer Mut und Risiko. Aber ich finde es lohnt sich. Und auch sie müssen nicht immer eine schlaue Antwort haben (das sage ich ihnen auch manchmal;). Es reicht, wenn sie mit mir aushalten, mit mir fühlen, sich das anhören und da sind. Mehr braucht es manchmal gar nicht.
Übrigens: deine Freunde, denen der Partner schon beim Atmen zufliegt, können nichts dafür. Sei nicht sauer auf sie oder eifersüchtig oder wütend. Sie machen das nicht mit Absicht und ihr Glück bedeutet nicht dein Unglück! Deshalb zieh dich nicht von ihnen zurück – teil dich mit, zeig dich!

4. Weitergehen
Mein letzter Punkt: sei offen! Sei offen für die überraschend schönen Dinge, die Gott für dich bereithält. Wenn du den Fokus nur auf den nicht vorhandenen Partner setzt, verlierst du den Blick für das Gute. Übe dich darin dankbar zu sein für das was du hast, für das was und wer du bist. Wenn ich manchmal die Geschichten von Ehepaaren höre, ihre Herausforderungen und Kämpfe, dann wird mir klar, dass das Leben in Beziehung nicht rosa-rot ist. Es ist nicht immer einfach und manchmal bedeutet es ebenfalls auszuhalten, durchzugehen, zu kämpfen und sich Menschen mitzuteilen, um all das nicht alleine tragen zu müssen. Denke nicht, dass Paare es immer leichter haben als du! Deine verheirateten Freunde brauchen genauso dein Gebet und deine Fürsorge, dein Mitfühlen und Mitleiden. Alles hat zwei Seiten, deshalb: sei dankbar für das was du hast: deine Freunde, deine Familie, deine Arbeit, dein Studium, guten Kaffee, Zeit für dich, gute Bücher, Musik, den Wald um die Ecke zum Joggen, den Sushi- Laden in der Stadt oder dass du am Wochenende ausschlafen kannst. Gott hat Leidenschaften in dich hineingelegt – und das nicht umsonst! Dein Herz schlägt für etwas – seien es Menschen, Gerechtigkeit, Musik und Kunst oder was auch immer. Lass nicht zu, dass der Fokus auf deinen Mangel dich abhält dein Leben zu leben. Geh los! Warte nicht, bis dein Mann kommt. Dafür ist das Leben zu kurz! Lebe deine Berufung, lerne sie kennen, fang an zu üben, probiere neue Dinge aus, mach dich auf in das Abenteuer deines eigenen Lebens. Lass dich gebrauchen, sei ein Segen! Das füllt dein Herz übrigens auch mit Dankbarkeit! Dein Leben ist nicht sinnlos. Jesus hat uns das Leben in Fülle versprochen – also lass ihn uns beim Wort nehmen und mit ihm herausfinden, was das für unser Leben bedeutet! Lass nicht zu, dass dein Blick auf das was dir fehlt dir einreden kann, dass du nicht richtig oder nicht vollständig bist. Du bist so viel mehr als nur Single!

Rebekka

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